Aus einem Corsa macht man keinen Ferrari

13.03.2024

Der Hovawart soll aufpassen! Aber bitte nur, wenn wir nicht zu Hause sind.
Der Border Collie soll sportlich und spritzig das Bällchen fangen! Aber bitte nicht die Kinder in die Waden beißen.
Der Jack Russell Terrier darf ordentlich Energie haben! Aber hören muss er immer.
Den Dackel holt man sich, weil man Hund mit einem eigenen Kopf mag! Aber doch bitte nicht, wenn er dem Kaninchen hinterher steigen will.
Und der Malteser soll natürlich nur Augen für seine Besitzer haben! Doch selbstverständlich muss er 10 Stunden allein bleiben können, wenn die arbeiten.
Wir Menschen haben Hunde 1000e von Jahren für bestimmte Arbeiten gezüchtet, darauf selektiert, also immer wieder Hunde miteinander verpaart, die genau die Eigenschaften hatten, die wir brauchten, damit sie uns im Alltag unterstützten.
Bei beim Hüten der Schafe, beim Begleiten von Kutschen, beim Stellen von Löwen, beim Hetzen von Gazellen, dabei raubzeugscharfes Wild aus engen Erdgängen zu sprengen, dabei Haus und Hof vor Fremden zu beschützen, sich besonders eng an uns zu binden, Herden auf ihren Wanderungen zu begleiten und niemand, weder Tier noch Mensch, der Unbekannt war auch nur in die Nähe zu lassen, die Ställe und den Hof frei von Ratten und anderem Ungeziefer zu halten oder auch sich gegenseitig, Bären, Bullen etc. in der Arena zu bekämpfen und vieles mehr.
All das haben wir in 1000en von Jahren in ihrer Genetik hinterlegt.

Der Hund war immer wichtig! Er war ein Begleiter, Beschützer, Bewacher, Treiber, Jäger, Gefährte... und so vieles mehr... aber er war nie ein Kindersatz, ein Partnerersatz, ein Lebensgefährte. Diese wichtigen Positionen kann und will kein Hund bekleiden. Sind sie doch mit so viel Verantwortung verbunden; mentaler, psychischer, emotionaler.

Und doch sollen sie seit einigen Jahren genau das und nur das sein. Ohne bitte ihr genetisches Potential auszupacken aber auch ohne, dass wir ihnen helfen, dass Selbiges eingepackt bleibt.

Wenn ich mir einen Opel Corsa kaufe, dann weiß ich, dass ich mit dem nicht mit 300 Sachen über die Autobahn fliegen kann. Anders, als wenn ich mir einen Ferrari kaufe. Und dass der Ferrari in der Stadt lieber nicht ausgefahren wird, weiß ich auch.
Erstaunlich finde ich, dass es bei Hunden nicht aus so klar ist. Man wundert sich, wenn der Weimaraner jagt, der Kaukase irgendwann Besucher tackert, der Bichon nicht einfach so ohne Training stundenlang alleine bleiben kann und der Dt. Schäferhund andere Hunde angeht.

Was soll Dir dieser Text sagen?

Wenn Du Dir einen Hund anschaffen möchtest, dann schaue sehr genau auf seine geschichtliche Verwendung und frage Dich, was das evtl. für Verhaltensweisen mit sich bringt und ob Du mit diesen leben könntest?
Wenn die Antwort NEIN lautet, gibt es zwei Möglichkeiten:
1. Entscheide Dich für eine andere Rasse, die besser zu Dir passt. Denn sein wir mal ehrlich; gehst Du ins Tierheim, wird dort kein Hund sitzen, weil die Besitzer ihn plötzlich hässlich finden, das Aussehen also nicht so ist, wie mal geplant. Die meisten sitzen dort, weil das Verhalten nicht mehr passt.
2. Melde Dich mit Deinem Welpen bei mir. Ich erkläre Dir a. was auftreten könnte und welches genetische Potential Dein Hund mitbringt und b. wie Du dafür sorgen kannst, dass es eben nicht auftritt oder managebar ist. Denn abtrainieren, kann man es nicht!
Und das Nächste, was Dir dieser Text sagen soll ist, dass ich aus einem Opel Corsa keinen Ferrari machen kann und aus einem Cane Corso keinen Golden Retriever!